Eigentlich wollte ich dieses Jahr gar nicht Offshore Segeln, sondern mich auf die Reanimation unseres Achensee- Segelsports konzentrieren, sowie meine beiden Kinder auf das Segeln einschwören, sofern sie Interesse zeigen.
Auf der anderen Seite habe ich schon immer mit dem Gedanken gespielt, einmal auf einem richtigen Regatta Boot anzuheuern, um den Meistern dieser Zunft auf die Finger zu schauen und ihnen die eine oder andere HighEnd-Performance zu entlocken.
So geschehen heuer im Frühjahr, als mich unser lieber Obmann, Hannes Eberharter, mit seiner unverkennbaren Paradebegrüssungsfloskel, anrief.
" Wie schaut's denn aus Tom. Gehst heuer amol segeln, Jå ? "
Auf die Anfrage eines teilehmenden Skippers des Austria Cups reagierte er prompt und in kürzester Zeit waren die vier Muske-crewZillertaltiere für dieses Abenteuer gefunden um die Mannschaft zu vervollständigen: Hannes Eberharter (Mainman), Michael Buechele (Taktiker und Navigator), Harald Schneider (Bowman, Mastman).
Ich durfte mich um den Motor der First 35, also mit anderen Worten, um die Genua kümmern.
Nach einer Sitzung im Vorfeld, die uns das Gefühl gab, unter hochprofessionellen Seglern zu sein, ging es dann am Sonntag dem 10. Mai ab nach Punat.
Der AUSTRIA CUP
wird vom Yacht Club Austria Crew Kärnten, www.yca-crew-ktn.at, dem Jacht Club Punat und dem Kroatischen Segelverband ausgetragen. Die Wettfahrten haben direkt vor der Küste in Punat stattgefunden . Wir haben von Montag bis Donnerstag 7 Wettfahrten absolviert wobei eine "Lange Wettfahrt", eine "Navigationswettfahrt", "Dreiecke" und "Up and Down" gefahren wurde.
Der finanzielle Aufwand pro Kopf (~650 Euro) stand in einem sehr guten Verhältnis zum Angebot: Vorbereitung und Organisation. Technische Ausstattung, Registrierung, Liegeplatzgebühren für die Regattatage (Sa 09.05. check in, Fr 15.05. check out), komplette Rennleitung, Auswertung und Druck der Tages-und Gesamtergebnisse, Catering, OCEAN7-Newsletter, professionelle Fotos für tägliche Slide-Show, Gesellschaftliches, See Help Boot ständig im Pulk.4 x Frühstücksbuffet und 4 x Abendessen inklusive Galadinner am Donnerstag in einem Riesen Festzelt.
Tägliche Siegerehrung und Slide-Show mit den neuesten Fotos und Musik, Geselligkeit und ein Unterhaltungsprogramm als Höhepunkt der Schlussveranstaltung am Donnerstag.
Mittwoch stand zur freien Verfügung.
Alles in allem eine perfekt organisierte Regatta die absolut keine Wünsche offen ließ. In der Marina hätte man vom Boden aufessen können. Ich bin Frühaufsteher und jedes Mal und zwar ohne Ausnahme war in den tollen Toilettanlagen eine Reinemachefrau anwesend. Das Frühstücksbuffet war üppig und man wäre kaum in der Lage gewesen sich durchzuessen, ganz zu Schweigen von dem Abendessen (2 Menüs zur Auswahl)
DER RENNVERLAUF
Der Start bei der 1. Wettfahrt war sensationell. Keine Ahnung wie wir das geschafft haben, aber es war wohl mehr Glück als Können im Spiel und wir überquerten als Erste die Startlinie und konnten auf der Kreuz das ganze Feld der Einheitsklasse in Schach halten. Unser Boot, die Aquarius, lief wie die Sau und wir rundeten als Leader die Luvtonne. Es gelang uns irgenwie den Spi zu setzen und wir nahmen den direkten Kurs zur Leetonne. Während alle anderen Boote den zigzag Kurs im Down -Wind wählten, eben weil im Raumschot der Spi die größte Kraft entwickelt, verwendeten wir den Spi als Rahsegel, konnten uns so freihalten und mussten uns somit nicht mit dem Feld matchen. Dies hatte den Effekt dass wir an der Leetonne noch in Führung lagen. Beim Rundungsmanöver wurden wir dann vom Feld durchgereicht, weil wir grosse Probleme hatten den Spi zu bergen. Immerhin gelang es uns noch den 8. Rang zu erreichen.
Am Ende des Tages kristallisierte sich unser Handicap heraus. Zum Einen die Unerfahrenheit unter Spi zu segeln und zum Anderen die Crew, die uns anheuerte. Lange Rede kurzer Sinn: weil unsere Mitsegler doch nicht die Profis waren, die sie anfänglich schienen, haben wir einfach die Kontrolle übernommen, und so konnten wir den Rest der Woche akkurat mitsegeln und fanden uns im Classement jeden Tages so im mittleren bis hinteren Mittelfeld.
Mit Hilfe eines alt bekannten Haudegens, Florian Karl, alias Flo seineszeichens FB-Schein Prüfer sowie in dieser Woche Skipper auf dem 1. Tiroler Boot (Juventus) und anhand eines YouTube Video's konnte ich die Mannschaft ganz gut auf das Spi-segel einstimmen.
https://m.youtube.com/results?q=setzen%20des%20spinakers&sm=12
Jeden Tag brachten wir unseren Spi noch schneller in Form. An dieser Stelle verdient unser Bowman Harry Schneider Lob und Anerkennung für seinen unzerbrüchlichen Willen, weit über seine körperliche Fähigkeit hinaus die First unter Spi am Laufen zuhalten. Im Laufe der Wettbewerbstage konnten wir unsere Leistung immer wieder steigern, vorausgesetzt die " Profis" konzentrierten sich ausnahmsweise mal auf Ihre eigne Arbeit.
"Wenn se gfolgt hom, oft wong ma nit ganz schlecht untawegs' ho. "
Am letzten Tag war eine Langfahrt angesetzt mit Navigation.
Wir starteten als absolut Letzte, hatten aber sicher eines der schnellsten Boote und so rollten wir das Feld von hinten auf und drangen sogar in die Topgruppe ein bis wir den 3.Rang behaupteten. Nur die Trinity(Solaris One 44) hatte noch genügend Fahrt um unter Land noch durch die Flaute zustossen, dann auf's Offene hinauszutümpeln um den Spi mit dem letzten Hauch Wind den der Tag noch hergab zu füllen und über die Ziellinie zu fahren. Leider wurde die Langfahrt wegen der zulang anhaltenden Flaute abgebrochen.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wussten wir dass mit einer harmonierenden Crew nach oben hin noch einiges an Luft vorhanden wäre.
Ich wette, dass die 5 besten Crew - Zillertal Regatta Boote allemal das Zeug dazu hätten, bei diesem Bewerb eine Top Five Platzierung herauszusegeln.
FAZIT
Ein Mega Bewerb für den Breitensport. Sehr professionell organisiert. Die Marina Punat ist der Hammer. Alles neu. Das Preis Leistungsverhältnis sehr gut. Wir hatten eine sehr lehrreiche traumhafte Woche die keine Wünsche offen ließ.
Das Segeln unter Spi ist eine Sache des Trainings. Man muss es einfach nur probieren, denn es macht irrsinnig Spaß, mit dem Teil zu Segeln. Der Speed ist grandios.
Zum Schluss noch ein großes Dankeschön an meine zwei anderen Mitstreiter, Hannes Eberharter und Büchele Michael, auf die man sich immer verlassen kann.
In diesem Sinne
Handbreit
Thomas Buttenhauser